Verena Gründel: W&V fokussiert nach Relaunch das Digitalangebot

Von Lisa Plank

Verena Gründel verantwortet gemeinsam mit Rolf Schröter die Chefredaktion der W&V. / Foto: W&V

Seit 2021 bilden Verena Gründel und Rolf Schröter die Chefredaktion der W&V. Im März hat der Verlag seinen Relaunch angekündigt: Ab sofort soll noch mehr Fokus auf dem Digitalangebot liegen, das Printmagazin soll hochwertiger werden. Verena Gründel erzählt, wie ihr Team diese Herausforderung stemmt.

Frau Gründel, Sie haben kürzlich den Relaunch der W&V angekündigt. Was dürfen Ihre Leser:innen erwarten?

Verena Gründel: Wir werden einen deutlich stärkeren Fokus auf unser digitales Contentangebot legen. Die Anforderungen der Leser:innen haben sich verändert, dem passen wir uns an und gehen ein stückweit vorweg. Unser Leuchtturmprodukt wird das digitale Monatsmagazin W&V Executive Briefing. Darin beleuchten wir einmal im Monat ein aktuelles Schwerpunktthema. Wir bieten eine ausführliche Analyse, Interviews mit hochkarätigen Gesprächspartner:innen, unseren Podcast „Trendhunter” und Case Studies, die zeigen, wie die Themen in der Praxis umgesetzt werden. Wir launchen außerdem ein neues Produkt, unseren Digital Campus. Das ist eine Lernplattform, über die sich unsere Nutzer:innen durch Lernvideos on Demand zu Marketingthemen weiterbilden können.

Wie sieht die Zukunft des Printmagazins aus, wenn der Fokus nun auf dem Digitalen liegt?

Gründel: Das Printmagazin soll noch hochwertiger werden. Es erscheint vierteljährlich in deutlich größerem Umfang. Es wird fast doppelt so dick, es gibt neue Formate und wir haben ein komplett neues Design. Wir wollen grundsätzlich einfach mehr bieten. Der Fokus liegt auf dem Digitalen, Print ist ein Add-on und wird zum Aushängeschild der Marke W&V. Denn wo sucht man nach Informationen, die man für seine strategische und operative Arbeit braucht? Im Internet. Diese Informationen werden deshalb online veröffentlicht. Und wo lässt man sich inspirieren und unterhalten? Das macht man zu Hause auf dem Sofa, in einem Printmagazin. Oder aber beim Sport mit einem Podcast. Wir wollen für alle Anwendungsszenarien ein Angebot bieten und alle unsere Nutzer:innen abholen.  

Von allem einfach mehr bieten, klingt natürlich gut. Aber wie können Sie das stemmen?

Gründel: Wir haben die Kernredaktion nicht erweitert, aber wir haben uns im letzten Jahr einen großen Stamm an Freelancer:innen aufgebaut. Außerdem haben wir durch die Ebner Media Group mehrere Publikationen unter einem Dach, wodurch wir Synergien nutzen können.

Verena Gründel: „Wahnsinnig große und schnelle Granularisierung der Marketingbranche”

 

Mit der Übernahme durch die Ebner Media Group und der Neubesetzung der Chefredaktion reiht sich der Relaunch in eine Kette an Veränderungen ein. Welche Vision steht hinter all diesen Veränderungen?

Gründel: Die Ebner Media Group hatte mit der Übernahme einen Plan für die W&V, den wir in den letzten zwölf Monaten gemeinsam ausgearbeitet und umgesetzt haben. Wir haben uns gefragt: Was brauchen unsere User:innen? Was brauchen Markenmacher:innen? Auf welchen Kanälen brauchen sie welche Informationen und wie müssen diese aufbereitet werden? Hinter diesen Fragen steht eine sich rasant entwickelnde Branche und die feste Überzeugung, dass Information einen Vorsprung bietet.

Was sind die wichtigsten Entwicklungen in der Marketingbranche?

Gründel: Wir sehen eine wahnsinnig große und schnelle Granularisierung. Ständig entstehen neue Netzwerke, neue Technologien, die wieder neue Steuerungsmöglichkeiten bedeuten. Vor zehn oder zwanzig Jahren war noch alles relativ einfach. Aber jetzt sind die Medienkanäle so vielfältig, dass sich Mediaplaner:innen oder Werber:innen gar nicht mehr in allem auskennen können. Eigentlich braucht man in einer Agentur zig Experten.

Gründel: Marken müssen Haltung zeigen

 

Sie beschäftigen sich auch mit gesellschaftspolitischen Themen wie Gleichberechtigung und Inklusion. Welche Rolle spielen politische Überzeugungen im Marketing?

Gründel: Haltung war für Marken noch nie so wichtig wie heute. Die Welt wird immer komplexer, immer schwieriger. Wir sind viel besser informiert, das kann uns aber auch überfordern. Uns fehlt immer öfter der Halt in dieser vielschichtigen Welt. Hier können Marken mit klaren Botschaften und Beständigkeit Orientierung geben. Wenn Marken sich zu gesellschaftlichen und politischen Themen positionieren, haben sie die Chance, eine bessere Bindung zu den Kund:innen aufzubauen.

Kann es für Marken auch einen negativen Effekt haben, sich zu positionieren?

Gründel: Es gibt Haltungen, die so kontrovers sind, dass sie schaden. Am Markt sieht man das aber kaum. Natürlich ecken Marken durch ihre Positionierung manchmal an und machen sich nicht immer Freunde. Sie polarisieren, aber das wollen sie letzten Endes ja auch. Wenn eine Marke zum Beispiel auf Social Media kritische Kommentare bekommt, gibt es auch immer Fans, die für die Marke argumentieren und nach außen für sie einstehen. Und das ist wahnsinnig wertvoll. Etwas Besseres, als dass sich deine Fans für dich stark machen, kann dir als Marke nicht passieren.

Wie steht es in Ihrer Branche um das Thema Inklusion und Gender Equality?

Gründel: Auch wenn wir immer mehr Frauen in Führungspositionen sehen, hat die Medienbranche noch viele Hausaufgaben zu erledigen. Es gibt noch immer viele Altherrenclubs, da muss man nur nach Hamburg zu Axel Springer schauen – um nur eines von vielen Beispielen zu nennen. Auch, wenn ihnen das Thema medial um die Ohren geflogen ist, habe ich nicht das Gefühl, dass ernsthafte Konsequenzen gezogen wurden. Bis es echte Gleichberechtigung gibt, brauchen wir vermutlich noch viele Jahre. Und dafür müssen wir den Finger weiter in die Wunde legen. Bei uns intern habe ich das Gefühl, dass wir sehr gleichberechtigt aufgestellt sind: Wir haben einen Geschäftsleiter und eine Geschäftsleiterin, eine Chefredakteurin und einen Chefredakteur. Auch die Teams sind bunt gemischt, nicht nur in Bezug auf das Geschlecht, sondern auch auf das Alter.

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