Innovatives Arbeiten in Medienunternehmen: 8 Tipps von der Expertin

Von Nina Brandtner

Pia Lexa hilft Medienstartups im Media Lab Bayern beim Entwickeln von Innovationen / Foto: Media Lab Bayern

In der XPLR: MEDIA-Innovationsstudie 2021 sprechen 72 Prozent der befragten Unternehmen Innovationen einen hohen bis sehr hohen Stellenwert zu. Doch im Unternehmensalltag neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen, fällt oft schwer. Pia Lexa ist Teamlead beim Media Lab Bayern und unterstützt Startups bei der Entwicklung neuer Innovationen und Produkte. Hier verrät sie acht Tipps, die mehr Innovationskraft in jedes Medienunternehmen bringen.

1. Innovative Unternehmenskultur vorleben

Es ist sehr wichtig, dass das Bekenntnis zu Innovation mit der Kommunikation und den Werten im Unternehmen im Einklang steht. Wenn es keinen „Ideenpostkasten” gibt, wird auch niemand eine Idee einwerfen. Wenn Mitarbeiter:innen wissen, dass ihre Ideen willkommen sind und es einen transparenten Prozess gibt, wie es mit diesen Ideen weitergeht, sind sie eher bereit, diese zu teilen. Mitarbeiter:innen brauchen außerdem Raum, um kreativ zu sein und neue Ideen zu entwickeln.

2. Klare Zuständigkeiten festlegen

Manager:innen sollten sich fragen: „Wo will ich Innovation im Unternehmen verorten?” Das kann ein Inhouse-Startup sein, eine externe Einheit, oder ein konkretes Projektteam. Das ist eine Frage von Strategie und Ressourcen, die jede Firma individuell beantworten muss. Wenn personelle Ressourcen ohnehin knapp sind und dann auch noch jede:r Mitarbeiter:in neue Ideen einbringen soll, führt das oft ins Leere.

Innovationsprojekte haben oft Konfliktpotenzial, das man umschiffen muss. Es hilft, offen zu sein und im Unternehmen klar die Motive neuer Entwicklungen zu kommunizieren.“

3. Transparente Führungskultur

Die Führungskultur ist sehr ausschlaggebend für die Innovationskraft eines Unternehmens. Hier spielt Transparenz über die Unternehmensziele eine wichtige Rolle. Das ist ein sensibles Thema, weil gerade in Medienunternehmen viele Informations-Hierarchien herrschen. Bestimmte Teile der Unternehmensstrategie werden nicht an alle Mitarbeiter:innen kommuniziert. Doch Mitarbeiter:innen können keine Ideen einbringen, die auf das Ziel einzahlen, wenn sie die Strategie nicht kennen. In diesem Fall werden Innovationsideen immer daneben liegen.

4. Transparente Projekt-Kommunikation

Ein ganz wichtiger Erfolgsfaktor ist die richtige Kommunikation. Wenn ein Innovationsprojekt im Unternehmen gestartet wird, sollte man sich schon im Vorhinein Gedanken machen, wer welche Rolle spielt und welche Abteilungen zusätzlich gebraucht werden. Brauche ich zum Beispiel Expert:innenwissen aus den Abteilungen? Wer muss meine Ideen absegnen? Von wem wünsche ich mir Rückendeckung? Auch Kolleg:innen, die nicht selbst am Projekt beteiligt sind, sollte man gut darüber aufklären. Innovationsprojekte haben oft Konfliktpotenzial, das muss man umschiffen. Es hilft, offen zu sein und im Unternehmen klar die Motive neuer Entwicklungen zu kommunizieren. Wir sehen das bei den Startups im Media Lab: Wer stark über sein Projekt kommuniziert, kommt deutlich besser voran.

5. Zusätzliche Expertise holen

Es lohnt sich, sich zusätzliche Innovationsexpertise zu holen, zum Beispiel in Form von Mitarbeiter:innenbildung oder einem Coach. Natürlich gibt es auch Projektteams, die aus dem Stand heraus gute Ideen entwickeln. Aber im weiteren Prozess gibt es immer etwas, das Projekte aufhalten könnte. Ohne das nötige Know How über Strukturen und Innovationsmethoden verliert man den Überblick oder setzt seine Prioritäten falsch.

Innovation ist kein Wellnessprogramm, sie umzusetzen ist oft hart. Dem Risiko der Innovation muss man ernst begegnen und es anerkennen.“

6. Innovationsmethoden anwenden

Innovation ist eine Pionierleistung. Wenn ich etwas Neues umsetzen will, lohnt es sich, einen Fahrplan zu haben. Innovationsmethoden ermöglichen es, in einem Schonraum neue Ideen zu entwickeln. Prozesse, die zum Beispiel bei Design Sprints vordefiniert sind, eignen sich für den Aufbau von etwas Neuem.

Im Media Lab Bayern arbeiten wir sehr viel mit Nutzer:innenforschung, weil wir uns schon hier die erste Rückendeckung einholen. Gibt es ein Problem, können wir außerdem sofort eine Lösung finden. Das ist der allererste Schritt, das sollte im Produktentwicklungsprozess einen Königsplatz haben.

Wir arbeiten außerdem viel mit Prototyping, weil es hilft, Produkte am Markt zu testen und festzustellen, ob Nutzer:innen sie wirklich brauchen. Wenn mein Produkt bestätigt wird, habe ich im Folgenden eine ganz andere Argumentationsgrundlage, wenn zum Beispiel neue Ressourcen freigemacht werden sollen. Außerdem steigert positives Feedback das Interesse von Führungskräften und anderen Abteilungen und mein Innovationsprojekt nimmt an Fahrt auf.

7. Richtig mit der Angst vorm Scheitern umgehen

Innovation ist kein Wellnessprogramm, sie umzusetzen ist oft hart. Dem Risiko der Innovation muss man ernst begegnen und es anerkennen. Man sollte nicht versuchen, das Scheitern in etwas Positives umzudrehen oder es schön zu reden. Scheitern ist unangenehm, eine krasse Lernerfahrung. Bei Innovationsprojekten muss man sich darauf einstellen, dass man neue Dinge nicht sofort souverän meistert. Umso wichtiger ist es, im Vorhinein genau festzulegen, wie viel Risiko man aufnehmen kann und möchte.

8. Testrahmen ohne Druck schaffen

Ich rate großen Unternehmen dazu, Innovationen off-brand zu testen, also bei den allerersten Versuchen die Unternehmensmarke nicht mitzukommunizieren. Man muss versuchen, die Leute aus der Angst vorm Scheitern rauszuholen, ihnen gleichzeitig aber auch den Rahmen geben, zu spielen. Dafür ist auch das Media Lab ins Leben gerufen worden. Hier können Experimente passieren, hier ist ein Schutzraum gegeben. Wenn etwas in diesem Stadium scheitert, ist noch nicht viel verloren.

Was treibt Innovation an und was hemmt sie? Um ein Bild der Innovationslage in Bayern zeichnen zu können, hat XPLR: MEDIA in Bavaria in einer Studie über 250 bayerische Medienunternehmen befragt.

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