FYEO wird eingestellt: „Wir sehen den Podcast-Markt unverändert als Zukunftsmarkt”

Von Nina Brandtner

Mitten in der Coronakrise startete ProSiebenSat1 das Audio-on-Demand-Format FYEO (For Your Ears Only). Nach gut einem Jahr steht fest: Als Abo-Plattform mit Premium-Formaten hat FYEO keine Zukunft. Katharina Frömsdorf, Geschäftsführerin von SevenOne Audio, spricht im Interview darüber, was sie im vergangenen Jahr gelernt hat, die neue Audio-Strategie und wie uns FYEO zukünftig begegnen wird.

Frau Frömsdorf, nach knapp einem Jahr haben Sie das Ende der Audio-App FYEO bekannt gegeben. Was lief gut, was hat letztendlich nicht geklappt?

Katharina Frömsdorf: Worüber ich mich wirklich gefreut habe: Unsere Audio-App FYEO hat sich in kürzester Zeit zu einer starken Content-Brand entwickelt. Wir haben mit unseren Audio-Blockbustern wie „Lynn ist nicht allein“ oder „MAKEL“ Maßstäbe für ein neues, modernes Audio-Genre gesetzt. Darüber hinaus haben wir zahlreiche Dokumentationen im Angebot – und mit Audio-Reihen wie „Affäre Deutschland“ den Deutschen Reporterpreis 2020 gewonnen. Allerdings haben wir auch festgestellt, dass unser App-Geschäftsmodell auf dem hochdynamischen Audio-Subscription-Markt wirtschaftlich dauerhaft nicht attraktiv genug ist.

„Es gibt eine Bereitschaft im Markt, für hochwertige Audio-Inhalte zu zahlen.“

Was haben Sie aus dem Projekt gelernt?

Frömsdorf: Als wir mit FYEO angefangen haben, gehörten wir zu den Ersten, die in Deutschland auf Podcast-Subscription gesetzt haben. Seitdem haben alle internationalen Audio-Streaming-Dienste wie Spotify und Apple Podcasts neben Musik als sehr attraktives weiteres Content-Angebot entdeckt und investieren stark. Das hilft unserem wachsenden Seven.One Audio-Geschäft sehr. Reine Podcast-Subscription-Angebote haben es in diesem Marktumfeld nicht leicht. Deshalb fokussieren wir uns nun mit Podcast-Vermarktung, -Produktion und -Entwicklung auf die klaren Wachstumstreiber unseres Audio-Geschäfts. Darin sehen wir eine große Chance: Allein im vergangenen Jahr 2020 konnten wir unseren Umsatz verfünffachen. Wir blicken optimistisch in die Zukunft.

© Seven.One Audio

Warum ist es so schwer, User:innen weg von den großen Audio-Riesen wie Spotify und hin zu neuen Plattformen zu bekommen? Ist ein Großteil der Nutzer:innen, anders als bei Streaming-Angeboten, noch nicht bereit für Audio-Abonnements zu bezahlen?

Frömsdorf: Es gibt eine Bereitschaft im Markt, für hochwertige Audio-Inhalte zu zahlen. Für die Seven.One Audio hingegen brachte die Verbreitung unserer FYEO Audio-Blockbuster und -Dokumentationen ausschließlich über die eigene App keinen Vorteil. Für ein eigenes Audio-Subscription-Angebot braucht man eine sehr breite Content-Basis. Hier konkurriert man mit Anbietern, die neben Podcasts weitere Inhalte wie Hörspiele und vor allem den gesamten Musikkatalog anbieten.

Die Marke FYEO bleibt erhalten. Wie wird sie zukünftig auf dem Audio-Markt präsent sein?

Frömsdorf: FYEO wird als starke Content-Marke auf unterschiedlichen Drittplattformen wie Apple Podcasts zur Verfügung stehen. Die FYEO-Inhalte sind dort weiterhin abrufbar.

Halten Sie an der Idee aufwändig produzierter „FYEO Originals” weiterhin fest?

Frömsdorf: Wir haben aktuell weitere FYEO Originals geplant: Bis Jahresende kommen zum Beispiel eine Reihe von neuen Fiction- und Doku-Formaten, darunter Koproduktionen mit der Süddeutschen Zeitung und eine neue Staffel von unserem FYEO Original „Ritus Modem“.

„Wir sehen den Podcast-Markt unverändert als großen Zukunftsmarkt.“

Mit der Entscheidung gegen die eigene Plattform ändert sich das Audiokonzept von ProSiebenSat.1. Trotzdem wird Audio weiterhin eine Rolle für Sie spielen. Warum?

Frömsdorf: Audio spielt eine unverändert wichtige Rolle für die Seven.One Entertainment Group. Wir haben unsere Audio-Strategie geschärft, indem wir die Bereiche stärken, mit denen wir stark wachsen und schon jetzt Marktführer sind. Das ist allen voran die Podcast-Vermarktung: Hier bieten wir mit Native Advertising die mit Abstand erfolgreichste und rentabelste Werbeform im Markt an.

Seven One Audio führt im Sommer einen AdServer ein. Wie schätzen Sie die Wachstumschancen und die Akzeptanz von Werbung auf dem Podcast-Markt ein?

Frömsdorf: Mit der Einführung eines AdServers ab Mitte Juli werden wir gezielt Audio Native-Advertising-Kampagnen der Kunden auf allen Streamingdiensten ausspielen. Wir versprechen uns davon noch höhere Reichweiten und genaueres Targeting. Für uns ist diese künftige Ausspielung unserer Werbung ausschließlich über den AdServer ein weiterer Meilenstein, der uns dabei helfen wird, unsere Marktführerschaft im Bereich Native Advertising weiter auszubauen. Die Akzeptanz insbesondere von Native Ads ist außerordentlich hoch im Markt. Insgesamt sehen wir den Podcast-Markt unverändert als großen Zukunftsmarkt, denn Podcasts werden von einer immer breiteren Zielgruppe gehört. Diese Entwicklung hat sich auch in unserem Podcast-Geschäft der vergangenen Monate widergespiegelt. Unser Umsatz hat sich 2020 verfünffacht, wir konnten unsere Audioreichweite im vergangenen Jahr mehr als verdoppeln.

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