Bernadette Mittermeier: Looping vereint Marketing und Journalismus

Von Franziska Mozart

Bernadette Mittermeier weiß, wie innovatives Arbeiten aussieht. / Foto: Markus Tedeskino

Aus einem unverbindlichen Kaffee wurde für Bernadette Mittermeier schnell der Beginn ihrer Karriere bei der Looping Group. Die Agentur positioniert sich an der Grenze zwischen Journalismus, Marketing und Kommunikation. Wie die DJS-Absolventin journalistische Fähigkeiten mit der Kommunikation für Kunden verbindet und wie sie als junges Talent die Kultur der Agentur mitgestaltet, verrät die Chefredakteurin von P!NG im Gespräch.

Bernadette, du hast dich nach deiner Ausbildung an der DJS für die Looping Group entschieden. Wie kam es dazu?

Bernadette Mittermeier: Ich habe damals gerade meine Abschlusspraktika gemacht bei Süddeutsche Politik und beim SZ Magazin und war überzeugt, dass ich Politikjournalismus machen werde. Beim SZ Magazin hat mir dann ein Kollege die Looping Group empfohlen. Er meinte, das könnte etwas für mich sein und ich solle doch mal auf einen Kaffee dorthin gehen. Aus diesem Kaffee wurde ein Dreistundengespräch.

Warst du vorbereitet auf ein dreistündiges Bewerbungsgespräch?

Bernadette: Ehrlich gesagt: Nicht wirklich. Aber es war auch kein klassisches Bewerbungsgespräch, sondern wir sprachen darüber, was die Looping Group macht und wie sich Journalismus, Marketing und Kommunikation weiterentwickeln können. Ich fand das sehr spannend. Es klang alles unfassbar ambitioniert, aber gerade darum interessant. Ich bin dann eingestiegen als sehr junge Journalistin und inzwischen seit 2019 dabei.

Bernadette Mittermeier: „Die Welt der Kommunikation verändert sich gerade radikal“

 

Wie sieht diese Weiterentwicklung von Journalismus, Marketing und Kommunikation aus?

Bernadette: Auch Unternehmen hilft das Journalistische: erst einmal recherchieren, Interviews führen, die Analysen aus dem Data-Team nutzen, der Riecher für gute Geschichten. Es ist eine Mischung aus Wissenschaft und Bauchgefühl. Ich habe den Eindruck, dass im Marketing vieles ausprobiert wird, was im Journalismus auch spannend wäre zu durchdenken. Dem Journalismus fehlt aber oft das Budget und die Freiheit, zu experimentieren. Gleichzeitig befinden wir uns in einer Welt, in der jede:r Nachrichten und Informationen senden und empfangen kann. Wir bei der Looping Group nennen das die redaktionelle Gesellschaft. Dieser Wandel verändert alles.

Was meinst du mit „redaktioneller Gesellschaft“?

Bernadette: Dahinter steht die Beobachtung, dass sich die Welt der Kommunikation gerade radikal verändert. Damit verändert sich auch, wie wir leben, arbeiten, Politik machen, wie die Wirtschaft funktioniert. Früher hatten Institutionen wie Zeitungen oder Rundfunkanstalten ein Senderprivileg. Man hörte ihnen zu, sie waren die wichtigste Nachrichtenquelle. Dieses Privileg löst sich auf: Jede:r kann senden und empfangen. Das hat positive wie negative Auswirkungen. Da müssen auch Unternehmen anders kommunizieren.

Seitdem Blogs und Social Media erfunden wurden, ist die „redaktionelle Gesellschaft“ lauter und chaotischer geworden. Wie dringt man da als Medium, Marke oder Mensch überhaupt durch?

Bernadette: Einige Punkte helfen dabei. Der erste ist: Kommunikation muss Substanz haben. Niemand glaubt eine Geschichte, wenn kein wahrer Kern dahinter steht – das gilt auch für das Marketing. Wer schwindelt, wird damit auffliegen. Der zweite ist Storytelling, weil man sich Aufmerksamkeit einfach nicht mehr erkaufen kann. Ich muss mir die Aufmerksamkeit verdienen und eine gute Geschichte erzählen. Der dritte Punkt ist: Wir sollten Kund:innen nicht nur als Käufer:innen sehen, sondern ihnen auf Augenhöhe begegnen. Darin liegt die Chance, dass Unternehmen auf einmal viel besser zuhören können. Unternehmen sind ja nicht nur Sender, sondern auch Empfänger in der redaktionellen Gesellschaft.

Die „redaktionelle Gesellschaft” ist Thema im Newsletter P!NG, den du seit Juni 2021 als Chefredakteurin betreust. Was hat es damit auf sich?

Bernadette: P!NG ist explizit kein Eigenmarketing-Medium, in dem wir über tolle Kundenprojekte schreiben, sondern unsere intellektuelle Spielwiese. Wir haben P!NG als eigene Medienmarke aufgebaut, mit der wir noch einiges vorhaben. Aktuell erscheint ein zweiwöchentlicher Newsletter auf Deutsch und Englisch. Einmal im Jahr machen wir ein gedrucktes Magazin aus den besten Newsletter-Beiträgen und ergänzen das um einen Jahresrückblick in Bildern. Außerdem erscheinen die Artikel online auf unserer Webseite. Als nächstes steht ein Relaunch des Designs an. Wir haben einige tausend Abonnent:innen bei dem Newsletter, überwiegend Menschen aus der Medien- und Marketing-Branche, und reflektieren darin Themen aus der redaktionellen Gesellschaft.

Culture Deck und Diversity Taskforce sind wichtig für P!NG und Looping

 

Du bist bei P!NG schnell aufgestiegen als junges Nachwuchstalent und warst auch daran beteiligt, ein Culture Deck zu erarbeiten. Was heißt das konkret für dich und deine Arbeit?

Bernadette: Ich war sehr skeptisch zu Beginn. Ich kenne es aus anderen Unternehmen, dass man sich wohlfeile Wörter aufschreibt und dann ein Manifest hat, das von oben befohlen wird, das dann aber nie wieder angeschaut wird. Genau das wollten wir vermeiden. Jetzt, wo es fertig ist, merken wir das im Alltag sehr. Wir haben beispielsweise festgelegt, wie wir zusammenarbeiten, welche Kunden wir ablehnen, wie wir mit Diversity umgehen. Wichtig für die Kultur sind zum Beispiel die Feedback-Gespräche zweimal im Jahr. Dabei gehe ich mit meinem Vorgesetzten die Punkte aus dem Culture Deck durch und wir überprüfen, ob ich das gelebt habe und ob mein Vorgesetzter die Punkte auch gelebt hat.

Wie sind eure Regelungen konkret, was Kunden angeht?

Bernadette: Am stärksten merkt man den Einfluss des Culture Decks vielleicht an einer Regel „Ein brillanter, aber toxischer Kollege wird bei Looping nicht vorankommen. Das gilt genauso für unsere Kunden. Ja, der Kunde ist König – aber wir sind keine Diener.“ Das heißt konkret: Wenn ein Kunde unsere Mitarbeiter:innen nicht respektiert, oder sich anders toxisch verhält, dann beenden wir im Ernstfall die Zusammenarbeit. Das kommt zum Glück selten vor, aber es ist bereits vorgekommen und wir haben die entsprechenden Konsequenzen gezogen.

Wie geht ihr mit Diversity um und was hat sich durch das Culture Deck an der Zusammenarbeit geändert?

Bernadette: Looping hat eine Diversity Taskforce gegründet, die sich zuallererst die Zahlen angesehen hat: Wo gibt es noch Nachholbedarf in den Gehältern, in den Führungspositionen, bei den Beförderungen? Diese Zahlen wurden transparent mit allen Mitarbeiter:innen geteilt, und nach ein paar Monaten wurde wieder berichtet, was wir seitdem daran verbessert haben. Andere Mittel sind flexible Arbeitsmodelle und unser wahnsinnig engagiertes Talent & Culture Team – so heißt bei uns die Personalabteilung – das bei allen Bewerbungen sorgfältig darauf achtet, dass wir unsere Diversity fördern. Ich als junge Frau und Arbeiterkind weiß gut, dass wir alle beim Thema Diversity noch einen langen Weg vor uns haben. Aber ich bin wirklich begeistert, wenn ich sehe, wie viel wir mit so einfachen Mitteln bewirken können, wenn sie nur konsequent durchgesetzt werden.

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