360 Grad E-Health

Von Stefan Ruzas

Nina Buschek entwickelt beim Wort & Bild Verlag als Chefredakteurin des „Digital Ratgeber“ digitale Innovationen. Ihre Mission ist es, den Verlag in die Zukunft zu führen und die Digitalisierung der Medizinbranche voranzutreiben.

Sie sind nicht nur praktizierende Ärztin, sondern auch Journalistin. Hätten Sie sich während Ihres Medizinstudiums träumen lassen, dass Sie mal beim Wort & Bild Verlag arbeiten?

Nina Buschek: Während meines Studiums noch nicht. Ich hatte mit Anfang 20 keinen Masterplan, wo es genau hingehen sollte. Wenn man sich aber für Medizinjournalismus interessiert, ist der Wort & Bild Verlag auf jeden Fall eine Adresse, die man auf dem Zettel hat. Denn er steht für erstklassige Gesundheitskommunikation. Nicht zuletzt, weil in der Redaktion viele Journalist:innen arbeiten, die auch Ärzt:innen oder Apotheker:innen sind. Ich habe selbst mehrere Jahre in der Klinik gearbeitet, in der Chirurgie im OP und in der Inneren Medizin. Aber da war immer auch eine zweite Leidenschaft in mir – für Sprache und für Kommunikation. Das war der Antrieb, ein Volontariat im Fachverlag zu absolvieren. Heute habe ich zwei Berufe, die sich hervorragend ergänzen.

Sie sind Chefredakteurin des „Digital Ratgeber“. Was genau machen Sie?

Buschek: Ich habe eine Chance, von der viele Journalist:innen nur träumen. Ein neues Medium zu gestalten und ein Unternehmen dabei ein Stück weit mit in die Zukunft zu führen. Der „Digital Ratgeber“ ist eine neue Medienmarke, die sich exklusiv dem Zukunftsthema Digitalisierung in Medizin, Gesundheit und Apotheke widmet – also dem Bereich E-Health. Wir behandeln dieses Thema natürlich auch in den anderen Publikationen des Verlags, zum Beispiel in der „Apotheken Umschau“. Auch in Schwester-Titeln wie „Diabetes Ratgeber“ und „Baby und Familie“ gibt es immer wieder Digitalthemen. Wir sind aber überzeugt, dass der Bereich so spannend ist und so wichtig, dass er eine eigene Publikation verdient.

„Kompetenter Medizinjournalismus ist gefragter denn je.“

Das sind ja vor allem erst mal 650.000 gedruckte Hefte. Macht das Sinn?

Buschek: Das Magazin holt die Menschen mit dem vertrauten Medium Papier ab, will Berührungsängste nehmen und Mut machen, sich noch mehr in der digitalen Welt zu bewegen. Vor allem aber ist der „Digital Ratgeber“ ein 360-Grad-Ökosystem. Neben dem Online-Portal gibt es einen wöchentlichen Newsletter, einen Podcast, E-Paper und natürlich Social Media auf verschiedenen Kanälen. Wir sprechen also sowohl diejenigen an, die gern gut gemachte Magazine lesen, als auch die, die sich tagesaktuell informieren wollen.

Wer liest den „Digital Ratgeber“?

Buschek: Die Digitalisierung des Gesundheitswesens betrifft uns alle. Wir schreiben einerseits für Laien, die sich in der vernetzten Gesundheitswelt orientieren und neue digitale Angebote für sich persönlich nutzen wollen. Vor allem erleben wir aber bei den Menschen, die die Veränderung derzeit gestalten – Ärzt:innen, Apothekenteams, Entscheider:innen in Kliniken, aber auch Startups, Industrie, Investoren oder Versicherern –, ein großes Interesse an Information und Austausch. Der „Digital Ratgeber“ erklärt und vernetzt, weil Digitalisierung nur funktioniert, wenn Menschen aus den verschiedenen Bereichen der medizinischen Versorgung sich miteinander austauschen.

Wo bekomme ich ein E-Rezept? Welche Online-Services bieten Krankenkassen? Erleichtert KI die Pflege? Der „Digital-Ratgeber“ hilft, sich in der digitalen Gesundheitswelt zurechtzufinden.

Welche Gesundheitsthemen laufen besonders gut?

Buschek: Im Internet suchen Menschen Antworten auf konkrete Fragen zu ihrer Gesundheit. Während der Corona-Zeit haben wir bemerkt, dass sich die Bedürfnisse noch einmal verändern. Kompetenter Medizinjournalismus ist gefragter denn je, weil Corona ein Thema ist, das alle bewegt, bei dem aber auch Expertise gefragt ist. Deshalb haben wir im Verlag neue digitale Formate wie Video- und Audio-Podcasts entwickelt und die tagesaktuelle Berichterstattung gestärkt.

Wie viel Verlag ist Ihr Verlag heute noch?

Buschek: Der Wort & Bild Verlag hat ja in der Gesundheitskommunikation eine Tradition von mehr als sechs Jahrzehnten. Wer erfolgreich sein will, muss sich aber auch immer wieder neu erfinden. Und das passiert gerade bei uns.

Nina Buschek arbeitet seit mehr als 15 Jahren an der Schnittstelle von Medizin und Kommunikation.

Nur zum besseren Verständnis: Was genau versteht man unter E-Health?

Buschek: E-Health bedeutet erst mal ganz allgemein den Einsatz von vernetzten digitalen Technologien in der Gesundheitsversorgung. Das beinhaltet Themen wie die digitale Patientenakte, virtuelle Sprechstunden und andere Bereiche der Telemedizin oder auch Medizin-Apps, die verschrieben werden können. Durch die Corona-Pandemie haben wir erlebt, dass das Thema E-Health einen enormen Schub bekommen hat. Denn Technologien, die schon längst da waren, wurden plötzlich genutzt – Online-Sprechstunden zum Beispiel. Und es sind neue sinnvolle Angebote entstanden. Etwa Hebammen-Betreuung via Internet in der Geburtsvorbereitung oder auch digitale Logopädie-Stunden für Kinder.

Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?

Buschek: Wir hinken etwas hinterher. Andere europäische Länder wie Schweden haben schon seit einigen Jahren eine funktionierende digitale Patientenakte. In Deutschland bestimmen oft die Zweifler und Skeptiker die Diskussion. Wir diskutieren lange über Datenschutz und Sicherheit, bevor wir etwas wagen. Das sind natürlich wichtige Themen, verstehen Sie mich nicht falsch. Aber in meinen Augen auch manchmal vorgeschoben, wenn man sich mit etwas Schwierigem lieber nicht auseinandersetzen möchte. Ich fände es besser, wenn wir den digitalen Wandel nicht blockieren, sondern nach den besten Lösungen suchen.

„Durch die Corona-Pandemie hat das Thema E-Health einen enormen Schub bekommen.“

Wir sitzen hier in einer ehemaligen Klinik. Ist das auch eine der Veränderungen, die E-Health mit sich bringt: dass wir weniger Krankenhäuser brauchen?

Buschek: Nicht unbedingt. E-Health soll keine Praxis und keine Klinik ersetzen. Es wird sich aber vieles verändern und es entstehen neue zusätzliche Zugangswege zur medizinischen Versorgung. Eine sinnvolle Entwicklung kann zum Beispiel sein, dass es weniger Feld-Wald-und-Wiesen-Krankenhäuser und mehr Schwerpunkt-Kliniken gibt, die telemedizinisch vernetzt sind und mit ihren Expert:innen kleinere Häuser unterstützen. So kommt also die Expertise eines Schlaganfall-Zentrums durch den digitalen Wandel auch in die Provinz.

Sie erleben in Ihrem Bereich gleich einen doppelten digitalen Wandel – den der Medien und den der Medizin. Welcher verändert unser aller Leben mehr, welcher ist schwieriger?

Buschek: Ich würde das gar nicht vergleichen. In den Medien ist dieser Wandel einfach schon weit fortgeschritten; auch durch die Nutzenden, die andere Bedürfnisse entwickelt haben. Medienunternehmen haben also längst auf einen veränderten Markt und eine veränderte Nachfrage reagiert. Im Gesundheitswesen stehen wir noch ganz am Anfang.

Video-Interview mit Chefredakteurin Dr. Nina Buschek

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Wort & Bild Verlag

Der Wort & Bild Verlag gilt als führender Anbieter von Gesundheitsmedien – gedruckt und online. Darunter sind Titel wie die „Apotheken Umschau“ mit einer verkauften Monatsauflage von rund 8,3 Millionen Exemplaren, „Baby und Familie“ oder das „HausArzt-PatientenMagazin“. Seit der Corona-Krise gibt es einen Podcast (gesundheit-hoeren.de) und Videoformate, die wichtige Gesundheitsthemen erklären. CEO Andreas Arntzen war früher unter anderem Hockey-Nationalspieler und – Fun Fact am Rande – Gründer der Online-Partnervermittlung Parship.

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